• Nachhaltig handeln!

    23. Handelskolloquium - Wien, 22. Oktober 2013

Die Umwelt schonen, soziale Verantwortung übernehmen, Image und Vertrauen stärken und dabei Kosten sparen: Nachhaltigkeit ist für viele Handelsunternehmen ein Zukunftsthema. Während die Branche bereits zahlreiche nachhaltige Produkte entwickelt hat, sind weitere Schritte in nachhaltiger Filial- und Logistikgestaltung sowie Personalführung gefordert. Daher stellte der Handelsverband das Thema Nachhaltig Handeln! am 22. Oktober in den Mittelpunkt seines diesjährigen Handelskolloquiums. Experten aus Forschung und Handel diskutierten darüber, wie Handelsunternehmen den Spagat zwischen nachhaltiger Unternehmenspolitik und ökonomischer Leistbarkeit meistern können und welche Erfolgsrezepte hinter glaubwürdiger und nachhaltiger Personalführung stehen.


Rund hundert Gäste aus dem Handel folgten der Einladung zum Handelskolloquium 2013, das im festlichen Rahmen des Tagungszentrums Schönbrunn stattfand. Unter den Teilnehmern waren unter anderem dm-Österreichgeschäftsführer Martin Engelmann, die beiden Kastner & Öhler-Vorstände Thomas Böck und Martin Wäg, Handelsexperte Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria, EMOTA-Generalsekretärin Susanne Czech und Bestseller-Geschäftsführer Alexander Korosec, SPAR-Nachhaltigkeitsexpertin Carmen Wieser.


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Sprecher

Tanja Dietrich-Hübner

Leitung Stabstelle Nachhaltigkeit, REWE International AG, Wiener Neudorf
Tanja Dietrich-Hübner war viele Jahre als Journalistin tätig, bevor sie eine Agentur für Kommunikation und CSR gründete.  Seit 2010 leitet sie die Stabstelle Nachhaltigkeit der REWE International AG und ist u.a. verantwortlich für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und Umweltpolitik.

Nachbericht

Kein Nischenthema mehr 
"Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. Immer mehr Konsumenten kaufen ethisch fair gehandelte Produkte und belohnen nachhaltiges Handeln. Nicht nachhaltige Produkte werden sogar verweigert", betonte Karin Frick, Leiterin Research des GDI Gottlieb Duttweiler Instituts in Zürich, die Relevanz dieses Themenfeldes. Auch in der Esskultur sei diese Trendwende zu beobachten, wobei zwischen Wunsch und tatsächlichem Konsumverhalten eine Lücke klafft. Konsumenten favorisieren grundsätzlich gesunde und nachhaltige Ernährung, trotzdem greifen viele im Alltag häufig auf Fertiggerichte und anderes "Convenience Food" zurück.

Nachhaltigkeit philosophisch betrachtet 
Starredner und Nachhaltigkeitsvisionär Götz W. Werner, Gründer der dm-drogerie markt GmbH, zog das Publikum sofort in seinen Bann. Kern seiner Betrachtungen bildete die These, dass der Mensch auf der Welt ist, um sich zu entwickeln. Alles, was dieser Entwicklung dient, sei nachhaltig. Werner polarisierte mit der Auffassung, dass nachhaltiger Handel bedeuten würde, nichts zu verkaufen, was die Konsumenten nicht brauchen. Gleichzeitig räumte Werner ein, dass dieses Prinzip in der Praxis nicht leicht umzusetzen ist. Er forderte, "das Menschenbild im Sinne der Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Die Gesellschaft soll nicht an Bestehendem festhalten, Veränderung ist von Nöten. Es ist wichtig, den Kunden ernst zu nehmen, er soll kaufen, was er möchte."

Nachhaltige Produkte erzeugen und erkennen 
Nach den Eröffnungsvorträgen stand die Frage nach der Nachhaltigkeit von Produkten im Mittelpunkt des ersten von drei Themenblöcken. Für Toni Hubmann, Geschäftsführer der Toni´s Handels GmbH, steht der Mensch im Vordergrund aller Betrachtungsweisen. Kunden honorieren tiergerechte Haltung und schätzen die Einhaltung höchster Qualitätsanforderungen. Nach Hubmann spiegeln sich strengste Kontrollen, Zertifizierungen, ressourcenschonende Produktion und Sozialaudits in Glaubwürdigkeit und Transparenz wider. Für Reinhard Uhrig, Geschäftsführer von Global 2000, ist "der Handel die zentrale Schnittstelle für nachhaltigen Konsum." Hier werden die Standards definiert, hier wird entschieden, welche Produkte der Kunde bekommt. Der Handel ist einer der wichtigsten Akteure für Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit. Global 2000 setzt mit Händlern Projekte, beispielsweise zur Pestizidreduktion, um. Elisabeth Schinzel, Leiterin Soziale faire Beschaffung bei Südwind Agentur GesmbH, ging näher auf nachhaltige Produkte im Textilbereich ein und verdeutlichte, dass "für Hochrisikoländer wie Bangladesch Überprüfungsorganisationen gewählt werden müssen, die zertifizierte, faire Produktionsbedingungen bestätigen." Maurice Stanzus von WeGreen, Entwickler der gleichnamigen Nachhaltigkeitsampel, schafft für Konsumenten Orientierung im Siegeldschungel. Seine Online-Plattform ermöglicht Produktvergleiche unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.

Energieeffizienz und Umweltschutz 
Bei der REWE International AG, dem Marktführer im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel, sind
Energie, Klima und Umwelt bestimmende Säulen der Nachhaltigkeitsstrategie. "Rewe ist am Klimaaktivpaket 2020 in Österreich beteiligt und kommt seiner Verpflichtung zu einer Reduktion von CO2-Emissionen nach. Bis zum heutigen Tag gibt es 550 energieeffiziente Filialen, die enorme Kosten- und Energieeinsparungen bringen", erläuterte Tanja Dietrich-Hübner, Leiterin der Stabstelle Nachhaltigkeit bei REWE. Während Architektin Ursula Schneider, Geschäftsführerin bei pos architekten ZT-JG, die wichtigsten Grundsätze für nachhaltiges Bauen erklärte und Geschäftsführer Maximilian Schachinger die Nachhaltigkeitsphilosophie seines Logistikunternehmens schilderte, präsentierte Markus Wiedmaier die Umweltstiftung Fondation Yves Rocher, des gleichnamigen Kosmetikhändlers.

Podiumsdiskussion: Neue Wege zu nachhaltiger Personalführung 
Der Arbeitsmarkt ist starken Veränderungsprozessen ausgesetzt, und das Geschäft wird immer schneller. Die DiskutantInnen Wolfgang Kowatsch (Careesma), Igor-Philip Matic (P&C), Jutta Rump (Institut für Beschäftigung und Employability) und Thomas Seilern-Aspang (Pendl &Piswanger) stimmten darin überein, dass sich Nachhaltigkeit im Personalbereich auf die Säulen lebenslange Kompetenz, Motivation und Identifikation sowie Gesundheit stützt. Nachhaltige HR zeigt sich in motiviertem Personal und einer Kultur der Wertschätzung. Wichtigste Träger und Multiplikatoren sind dabei die Führungskräfte. Wir leben von den Mitarbeitern. People make the difference. Firmen punkten mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch längeren Öffnungszeiten, Unternehmen mit guter Reputation haben Zulauf, konstatierte Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands.

Auszeichnung Familienfreundlich HANDELn 2013
 
Zum Abschluss des Handelskolloquiums verlieh Sylvia Bierbaumer vom Sozialministerium in
Vertretung von Bundesminister Rudolf Hundstorfer die Auszeichnung "Familienfreundlich
HANDELn 2013"
. Damit zeichnet der Handelsverband jährlich Handelsunternehmen aus, welche die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit besonders aktiv fördern. Über Urkunden durften sich diesmal die Billa AG sowie die UNITO Versand- und Dienstleistungen GmbH freuen. Moderatorin Gabriele Faber-Wiener, Center for Responsible Management, führte kompetent und wortgewandt durch den Tag.
Rund hundert Gäste aus dem Handel folgten der Einladung zum diesjährigen Handelskolloquium, das im festlichen Rahmen des Tagungszentrums Schönbrunn stattfand. Unter den Teilnehmern waren unter anderem dm-Österreichgeschäftsführer Martin Engelmann, die beiden Kastner & Öhler-Vorstände Thomas Böck und Martin Wäg, Handelsexperte Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria, EMOTA-Generalsekretärin Susanne Czech und Bestseller-Geschäftsführer Alexander Korosec, SPAR-Nachhaltigkeitsexpertin Carmen Wieser.