• Fläche – Ist mehr immer mehr?

    Standorttag 2012 - Wien, 19. November 2012

Ist der österreichische Einkaufszentren-Markt gesättigt? Wie denken alteingesessene Händler darüber, wie die Newcomer? Und wie viel Fläche braucht das Land? Diese Fragen diskutierten Experten beim Standorttag des Handelsverbands zum Thema FLÄCHE - IST MEHR IMMER MEHR? am 19. November. Rund 80 TeilnehmerInnen aus Handel, Immobilien- und Dienstleistungsbranche ließen sich inspirieren.

Reinhard Winiwarter, Geschäftsführer der sma - Standort Marketing Agentur GmbH und Herausgeber des ACROSS Magazine moderierte die Tagung FLÄCHE - IST MEHR IMMER MEHR?.
Abschließend bot sich bei einem Cocktailempfang die Gelegenheit zu ausführlichem Networking. Diese nutzten unter anderem Norbert Scheele, C&A Mode Ges.m.b.H. & Co. KG, Jörg F. Bitzer, EHL Asset Management, Helmut Wohlmuther, Libro Handelsgesellschaft m.b.H., Bruno Tillmann und Michael Cermak, dm drogerie markt GmbH, Alice Kiefmann, Spar Österreichische Warenhandels AG, Stefan Weinlich, BIPA Parfümerien GmbH. 

Sponsoren

Sprecher

Michael Frese

Leiter Immobilien Deutschland & Österreich, Primark Mode Ltd & Co KG, Essen
Michael Frese ist seit Januar 2011 als Property Executive für die Expansion und die Immobilien der irischen Textilhandelskette Primark verantwortlich. Zuvor war er als Expansion Manager Retail für Esprit tätig. Außerdem arbeitete Frese als Leasing Director beim niederländischen Shopping Center Entwickler Multi Development.

Nachbericht

Im Mittelpunkt der Tagung standen die Themen (Handels-) Flächenwachstum und Raumplanung in Österreich. Besonders aufhorchen ließ Raumplaner Reinhard Seiss mit seiner kritischen Aussage: "Der Einzelhandel kannibalisiert sich selbst". So wurde kontrovers diskutiert, ob sich tatsächlich zu viele Geschäfte auf denselben Standort stellen. Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass es dringend notwendig ist, die Ortszentren wieder zu beleben. Auch Regionalität im Angebot spielt eine große Rolle. 

Platzangst auf Österreichs Handelsflächen 

Zu Beginn des Standorttags des Handelsverbands zum Thema FLÄCHE - IST MEHR IMMER MEHR? argumentierte Hannes Lindner, Geschäftsführender Gesellschafter der Standort + Markt Beratungsgesellschaft m.b.H., dass bei den Händlern in Österreich bereits "Platzangst" besteht. "Während die Mehrheit der etablierten Filialisten bereits fertig expandiert hat, drängen neue Handelsketten in den Markt und fragen moderne Flächen an. Ein gewisser Nachfragedruck bleibt also weiterhin bestehen", so Lindner. Er erläuterte, dass die Flächennachfrage tendenziell abnimmt und die Immobilienwirtschaft derzeit der wesentliche Treiber in der Flächenpolitik ist.

Zuviel scheint nicht genug: Der Einzelhandel kannibalisiert sich selbst 

Reinhard Seiss, Raumplaner und Buchautor aus Wien, polarisierte durch seine Kritik an der Raumplanung in Österreich. Er appellierte an die Politik und sprach von einer unnötig am Auto orientierten Einzelhandelsentwicklung: "Die derzeitige Entwicklung ist ein politisches Versagen. Der jüngste Trend ist die Platzierung von Supermärkten in der Nähe von Autobahnauffahrten. So stehen im Ortskern die Geschäfte leer. Außerdem stellen sich zu viele Geschäfte auf denselben Standort: Der Einzelhandel kannibalisiert sich selbst."

Derzeitiger Trend: Vergrößerung der Flächen 

Trends im Verkaufsflächenwachstum präsentierte Matthias Tschirf, Leiter der Sektion Unternehmenspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend: "Die Zahl der Geschäfte sinkt, aber die Verkaufsfläche wächst weiter, daher nimmt die Konzentration wesentlich zu", so Tschirf. Aktuelle Untersuchungen zeigen eine Vergrößerung der Verkaufsfläche, einen Wandel der Betriebsformen und alternative Einzelhandelsformen.

Die einzige Konstante ist die Veränderung 

Bei der Podiumsdiskussion wurde die Frage rund um den richtigen Standort kontrovers diskutiert. In historischen Stadtkernen ist der Denkmalschutz eine wesentliche Herausforderung, im ländlichen Raum die Erreichbarkeit. Die Mehrheit der Diskutanten war entschieden gegen weiteres Flächenwachstum im Handel, obwohl größere Einkaufszentren wie das G3 für Händler durch sehr große Geschäftslokale interessant sind. Trotz der Bedenken äußerte der Großteil des Publikums via Handzeichen die Bereitschaft, mit dem eigenen Unternehmen noch weiter zu expandieren. Nur durch Veränderung kann man wettbewerbsfähig bleiben. Darin waren sich die Teilnehmer einig.